So langsam wird es ernst.

Letzte Vorbereitungen

Kleine Pause bei 35° im Schatten

Während die Mädels mit der Oma an die Ostsee sind, habe ich endlich Zeit, mich um die letzten organisatorischen Dinge zu kümmern.

Naja und ein allerletztes Training musste auch noch drin sein. Also bin ich gestern morgen auf den Renner und Richtung Ostsee. Ein kurzer Abstecher auf der Kieler Woche. Knappe 120km bei mehr als 30 Grad, natürlich hatte ich es unterschätzt. Aber letztendlich bin ich doch wieder heile und frohen Mutes zurückgekommen.

Aber zurück zur Pflicht. Das Rad ist gewaschen und mittlerweile gut verstaut. Den Rest von Klamotten und Equipment hab ich auch zusammen, so dass nur noch alles in den großen Koffer muss.

Jetzt heißt es: Nochmal etwas chillen und keinen Quatsch mehr machen. Schwierig – zumindest für mich. 😉

Noch 14 Tage

Nerven liegen blank!

Zwei Stürze binnen neun Tagen. Was ist los mit mir?

Heute war ein sehr warmer Tag. Um den Kopf etwas frei zu kriegen, bin ich schon am frühen Nachmittag aufs Rennrad. 100km erweitertes Grundlagentraining sollten drin sein und wenn ich dann zuhause wäre, wäre tatsächlich auch mein Mountainbike zur Abholung bereit. In echt jetzt!

Also bin ich meine Standardrunde nach Norden aus der Stadt raus und dann nach Osten. Es war zwar super schwül, aber alles lief wie am Schnürchen. Dann kamen immer mehr dunkle Wolken und als ich nach Bad Oldesloe reinkam, waren die Straßen nass.

Naja und dann kam der Kreisel. Kreisel zu fahren, ist nicht einfach; zugeben würde das natürlich niemand. Man will nicht mehr als nötig abbremsen, dafür muss der Innenkreisel frei sein. Man will idealerweise gleich am Scheitelpunkt weitertreten. Dazu müssen die Pedale aber an der richtigen Stelle sein. Alles easy, wenn man die Strecke kennt. Bei nasser Fahrbahn sieht das aber komplett anders aus. Kaum legst du dich etwas zu stark in die Kurve, geht das Vorderrad (7-8 bar) sofort weg.

Jogi Löw würde es Standardsituation nennen.

Tja, und dann hab ich mit knapp 40 Sachen einmal komplett die Straße vermessen. Schürfwunden von der Schulter bis zum Knöchel. Ich bin sogar auf dem Helm geknallt. Scheiße, scheiße, scheiße.

Ich habe mein Rad aufgerichtet und bin wie ein reumütiger Hund die verbleibenden 40 Kilometer nachhause. „Ansonsten“ ist zum Glück nix passiert.

Tag 6 – Cala Figuera und andere Hotspots

Ausrollen und Genießen

Cala Figuera

Heute hab ich mich wie viele andere von der Gruppe gelöst und bin alleine los. Die Sonne stand verführerisch, so dass ich gleich um 10Uhr los bin.
Es ging parallel zur Autobahn über Llucmajor und Campos nach Santanyi. Ein nettes Städtchen mit einem tollen Wochenmarkt. Aus reiner Neugier bin ich mal runter nach Cala Santanyi. Hier haben wir vor zwei Jahren einen sehr heißen Urlaub verbracht. Hier ist auch die 12-Meter-Klippe, von der man sich ins Mittelmeer stürzen kann. Rockt richtig! 🙂

Zum Café con leche ging’s nach Cala Figuera. Hier direkt in der Bucht zu sitzen, hat schon was. Vor zwei Jahren bin ich hier bei knappen 40 Grad viel gelaufen und habe seitdem eine enge Verbindung mit der Gegend.

Auf Mallorca wird der Grünstreifen neben der Straße übrigens stehengelassen. Das freut sicherlich die Insekten und sieht auch noch sehr schön aus.

Über Es Llombards und Ses Salines bin ich nach Sa Rapita. Alle drei Orte sind wunderschön gelegen und laden zum Verweilen ein. Ich bin aber lieber weiter, weil der Wind so extrem aus Südwest gepustet hat. Die Jungs auf ihren Zeitfahrmaschinen hatten nichts zu lachen. Auf der Ma-6014 Richtung Arenal fährt man ja auf einer Art Hochplateau. In langgezogenen Wellen zieht sich die Straße über mehr als 30 Kilometer. In mindestens einer Richtung hat man immer einen starken Durchzug.
Aber heute hab ich die große Scheibe nicht mehr runtergenommen. Ich habe gekämpft bis zum Schluss und nach 125km mit einem 30er Schnitt war ich happy zurück am Hotel.

Jetzt schnell noch zu Anya und dann bis zum Essen ein bisschen schlafen. Adios…

Königsetappe – Puig Major, Coll de Sóller

Fightclub oder die Stunde des Van de Svenssons

Nicht ganz pünktlich um 09:35 ging es heute in den langen Tag. Um die Teamstärke zu vergrößern, wurden beide Berggruppen zusammengelegt. Zwei Guides, 12 Fahrer und eine Fahrerin. Super… Die Speedgruppe von Montag war also re-united.

The first 60km we go flat. Nee, is klar. Mit diesen Leuten hieß das in jedem Fall fettes Geballere auf der Geraden. Die ersten 20km war es auch echt schnell. Wim, ein Guide und ich waren wieder vorne. Dann sind wir „freundlich“ rausgegangen, damit mal jemand anderes nach vorne kommt. Fehlanzeige. Alter Schwede, was war das denn? Hatten alle Schiss vor den 2.500 Höhenmetern? So ging es dann mit einem unsteten Geeiere weiter bis Mancor.

Dann wurde es lustig: Zuerst haben wir eine deutlich gekennzeichnete Straßensperre überfahren, ein paar hundert Meter weiter kamen nochmal orange-weiße Hütchen. Hmm… Alle semmelten fröhlich weiter. Doch dann hinter der Kurve: FULL STOP!

Vor uns wurde gerade die komplette Nebenstraße neu geteert. Und der verschwitzte Señor auf der Dampfwalze war not really amused, als wir uns am Rand langschlängeln wollten. Also Kommando zurück.

Kurze Zeit später waren die 60km um und es ging endlich in die Berge. Die Steigung lag konsequent zwischen 5 und 8 Prozent. Also fahrbar. Aber was war hier los? Radfahrer ohne Ende. Alles, was zwei Beine hatte, wollte hier hoch. Eine Zeit lang bin ich mit ein paar Jungs von der University of Birmingham gefahren. Funny guys. Von unserer Gruppe war ich als Dritter oben bei der Tankstelle. Jep! Kurze Blasepause, dann ging es erst wieder rasant runter und dann zornig hoch. Und da habe ich zum ersten mal den belgisch-niederländisch Zirkel gesprengt. Hier wurden dicke Gänge getreten und aus dem Sattel gegangen. Da musste man kein Sportmediziner sein, um zu sehen, dass das nicht lange gut gehen kann. Ich bin sitzengeblieben und entspannt vorbei. Tough guys! 🙂
Oben mussten wir zum ersten mal richtig lange warten, bis alle da waren. Das war sehr erfreulich, es gab also die ersten Verluste. Wenn man Nachzügler ist, gestaltet sich das mitunter grausam. Wenn derjenige dann endlich ankommt, wartet die Gruppe teilweise schon länger und will weiter. D.h. kaum sind alle wieder zusammen, klicken schon die ersten Pedale. Erholung gleich Null.

Mir war das ausnahmsweise egal. Ich fühlte mich top und freute mich auf die nun folgende Hammerabfahrt. 14km ging es in großzügig geschnittenen Serpentinen runter nach Port de Sóller. Bei dieser sensationellen Aussicht und mit so einer wahnsinnigen Geschwindigkeit bekommt man das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

Genau das sind die Momente, da weiß ich, wieso ich diesen geilen Sport betreibe.

Etwas leid getan haben mir die Autofahrer. Man muss es einfach so sagen, sie hatten keine Chance. Die meisten, die mit frisch poliertem Mietwagen unterwegs waren, dachten wahrscheinlich nur an ihre 850 Euro Selbstbeteiligung.
Uns war das völlig Latte. Vielleicht haben wir mal kurz hinter der Stoßstange auf 60km/h abgebremst, aber dann ging es auch sofort links vorbei.

Nach der Kaffeepause in der pittoresken Hafenbucht, blieben noch 7 gemeine Kilometer bis zum Coll de Sóller. Wim, Peter und ich sind die 28 Kurven einigermaßen flott hochgeflogen und das war’s dann- zumindest bergtechnisch.

Blieben noch 30km bis Arenal. Bergab und auf der Geraden ging das Tempo wieder hoch und zwischenzeitig hatte es schon fast etwas von Radfahren. Da wurde dann mal richtig schön Formation gefahren. Leider hatte ich irgendwann einen Lutscher am Hinterrad. Nach vorne in den Wind wollte er nicht, aber mir am Bein zu hängen, das war ok? Also hab ich Druck gemacht und dieses mal hab ich sofort jede Lücke geschlossen. Wichtig ist, dass man dabei so entspannt wie möglich wirkt. Irgendwann musste er dann abreißen lassen. Schade.

Tja, und dann denkst du, kaum ein paar Tage unter Mutanten und schon bist du selber einer. Ab heute fahre ich nur noch FAST TRAIN. 🙂

Es grüßt
Van de Svensson

Tag 3 – Ruhetag. Palma, Peguera und Cala Fornells

Ja, ja, ich zieh mich schon um…

Kathedrale von Palma

Mittwochs ist Ruhetag – zumindest theoretisch. In der Praxis verhält es sich traditionell so, dass so gut wie niemand nicht trainiert. Ein Paradoxon? Ja.

Wieso wird also trainiert? Sollte man sich vor den schweren Bergetappen am Donnerstag und Freitag nicht mal richtig ausruhen?

Ich denke, zum einem ist da eine Art Angst. Was machen die anderen? Hat jemand vielleicht irgendeine Art Vorsprung oder Vorteil, wenn er heute trainiert? Und zum anderen ist es auch Gewohnheit. Man hat sich schließlich an einen gewissen Rhythmus gewöhnt. Wenn du dann um dich herum fast jeden (!) Sport treiben siehst, sitzt du kurze Zeit später auch im Sattel. Kleine Runde. Ohne Druck. Locker… 🙂

Meine persönliche Erfahrung: Wenn man am Ruhetag nix macht, tut einem am nächsten Tag alles noch mehr weh.

Also bin auch ich heute los. Ohne Gruppe und Guide. Nach Westen ging es auf kleineren Umwegen zuerst nach Palma. Nicht auf einer Schnellstraße oder Autobahn zu landen, ist schwierig. Dann bin ich weiter über Sant Agustí und Illetes nach Palmanova. von dort ging es stramm hoch nach Calvìa. Nur weil man oft das Meer sieht, darf man nicht vergessen, dass man schon inmitten in der Serra de Tramuntana ist. Von dort wieder runter Richtung Santa Ponça. Hier musste ich länger nach einem fahrbaren Weg suchen. Alles mündete auf der Autobahn oder in einem Tunnel. Nicht gut. Dann ging es aber fix nach Peguera und direkt in die schöne Bucht Cala Fornells. In unserem Sommer-Stammhotel habe ich ganz entspannt Mittag gegessen und bin dann wieder nachhause gedüst. 95 Kilometer. Für einen Ruhetag ok. Gleich nochmal Massage bei Anya und dann bin ich hoffentlich bereit für den Puig Major.

It is painful only one time, then it gets better.

Nachtrag:
Bei der Massage bin ich an die Decke gegangen und musste schmerzhaft feststellen, dass ich schon ziemlich platt bin. Klassische Symptome von Überlastung. Ist ja auch kein Wunder.

Pimientos de padrón

Versorgung vom Feinsten!

Der Tagesablauf in einem Radcamp entspricht per sé schon nicht dem Alltag. Die Kernzeit des Tages (4-6Stunden) sitzt du ja auf dem Rad und da gibt es keine Pizza Funghi und auch keinen Latte Macchiato.

Dennoch ist die ausreichende Versorgung während einer solchen Trainingsphase extrem wichtig. Im besten Fall verbrennst du nur 2.500 Kalorien, wenn es lang und hart wird vielleicht auch mal 4.000 oder mehr. Währed der Regeneration verbraucht man auch nochmal ordentlich Kalorien. Der Körper muss seine Zellen reparieren und das braucht Energie. Mindest ebenso stark zu Buche schlägt der Flüssigkeitsverlust. Je weniger Wasser in der Maschine, desto heißer wird sie. Es folgen Übersäuerung, Krämpfe, Game Over.
Wie sieht also ein typischer Tag aus?

  • Frühstück um 8 Uhr
  • Start um 9:30 Uhr
  • Rückkehr gegen 15/16 Uhr
  • Abendbrot um 18:45
  • Matratzenhorchdienst gegen 21 Uhr

Im Gegensatz zum Langstreckenlaufen muss ich deutlich mehr einwerfen. Besonders vor intensiven Einheiten setze ich auf viele kurze Kohlenhydrate. Ich versuche zudem, scharfe oder stark fettige Sachen zu vermeiden. Auch süße Sachen wie Marmelade lasse ich weitestgehend weg, davon gibt es später am Tag noch gut.

Normalerweise nehme ich 1 Banane und selten mal ’nen Riegel mit. Hier ist das was völlig anderes. 2 Riegel, 1 Brötchen, 1 Banane. 1 Flasche mit leichtdosiertem Iso und 1 Flasche mit klarem Wasser, eine Prise Salz rein – wirkt krampfvorbeugend.

Wenn du dann unterwegs bist, musst du vor allem das Trinken institutionalisieren. Der Griff zur Flasche muss automatisch passieren, auch wenn man manchmal die Hände lieber am Lenker hat. Und nach spätestens 1,5 bis 2 Stunden sollte man auch was essen. Dann liegt das Frühstück schon über 3 Stunden zurück und die Maschine muss am Laufen gehalten werden.
Auch wenn man dann irgendwo eine Kaffeepause macht, vielleicht noch einen Riegel einwirft oder ein Stück trockenen Kuchen, wird es sehr schwer, die verbrauchte Energie zu kompensieren. Das Blöde ist: Je mehr Riegel oder Gels du reinsteckst, desto stärker übersäuert der Magen. Und irgendwann kriegst du nix mehr rein, obwohl du weißt, dass du was essen müsstest. Ich falle dann immer in eine Art Zombie-Modus und versuche so effizient wie möglich zu fahren.

Lange nach der Mittagszeit kommt man dann endlich ins Hotel bzw. in die Hotelbar. Eine schöne Sache, nochmal den Tag Revue passieren lassen. Aber was mich wirklich irritiert, dass sich doch echt viele erstmal ein großes Bier reinzimmern. Klar, Bock hätte ich darauf auch, aber meinem Flüssigkeitshaushalt würde ich damit keinen Gefallen tun. Ich trinke lieber Wasser, Café con leche, Cola und esse ein paar salzige Chips. Dann penne ich ein bisschen und freue mich sehnsüchtigst auf das Abendbrot.

Das Abendbrot ist für jeden hier ein Fest, anders kann man das nicht sagen. Der Großteil der Gäste besteht aus Radsportlern. Hager, sehnig, braungebraunt oder zumindest rot. Meist in T-Shirts von irgendwelchen verrückten Events oder auch einfach in Radklamotten. Und dann gibt es bergeweise (!) alles, was die Teller tragen können.
Der andere Teil der Gäste sind überwiegend übergewichtige Rentner, die gar nicht fassen können, wie viel diese jungen Leute essen.

Und inmitten dieser illustren Meute schwirrt Fred Rompelberg mit seiner schnarrenden Stimme. Der mit 268km/h ehemals schnellste Mann auf einem Fahrrad und Halter diverser anderer Weltrekorde kommt einmal die Woche nach Mallorca, um sein Gäste einzeln zu begrüßen. Und ich muss sagen, für seine 75 Jahre ist er noch sehr kernig. Ich dachte, er bricht mir die Hand.

Zurück zum Buffet. Bei mir gab’s zwei Teller diverse Salate und Antipasti, zwei große Scheiben Weißbrot mit Manchego, zwei Teller Nudeln und Ravioli, Röstiecken und die ganz wunderbaren Pimientos de padrón. Nachtisch: Ein Stück Brombeerkuchen und ein kleines Eis mit Oreo Keksen.

Morgen sollen die Akkus schließlich wieder voll sein, denn dann geht das Ganze von vorne los. 🙂

Tag 2 – Puerto de Valldemossa, Santa Maria und Algaida

Endlich Berge oder Don’t go full risk!

Jo, war mal wieder Radfahren. Heute morgen hab ich extra drei Brötchen mehr (!) eingeworfen, denn es standen 1500 Höhenmeter auf der Agenda. Die Speedgruppe hatte sich auf 5 Personen dezimiert, also bin ich gerne in die Tourgruppe. Dort war das Team mit ca. 15 Personen (2 Frauen) wesentlich breiter aufgestellt.

Es ging auch tatsächlich deutlich geschmeidiger los im Vergleich zu gestern. Und erfreulicherweise war es heute umgekehrt. Zwei Belgier, ein Niederländer, der Rest Landsleute aus Niedersachen und Sachsen-Anhalt.

In einer größeren Gruppe fährt es sich dann auch nochmal anders. Viele, ich nenne sie mal ehrgeizige Hobbyfahrer, die peinlich genau darauf achten, dass alle in Reihe und Glied fahren. Da wird dann jeder Kieselstein angezeigt und gebrüllt, was das Zeug hält – und das von 10 Personen gleichzeitig. Den großen ausgeschlagenen und abgesenkten Gullideckel hat allerdings niemand gesehen. Zum Glück bin ich ganz gut im Springen. 🙂

Nach einer Stunde konnten wir alle bedenkenlos kurz fahren. Sonne satt und knappe 20 Grad. Alles um uns herum blühte und duftete – genial!

Hinter Puigpunyent ging es zum ersten mal hoch. Schön 8km in die Serpentinen mit 8% Steigung. Lustigerweise habe ich damit eher wenig Probleme. Ganz im Gegenteil, da kann ich viel von dem einbringen, was ich mal bei den Bergziegen gelernt habe: Kleine Gänge, hohe Frequenzen (sowieso und immer), im Sattel bleiben, nie zurückblicken und versuchen, einen kleinen Vorsprung rauszufahren. Wenn man dann eine Plateau von 50-100m rausgefahren hat, versucht man sich unsichtbar zu machen. Also immer schön rechts am Hang fahren, damit mögliche Verfolger einen nicht sehen. Das zermürbt und der ein oder andere denkt, och, das lohnt sich nicht, den kriege ich eh nicht mehr. So konnte ich heute die großen Kletterpartien für mich entscheiden. Dann kam schon Meike. Von den Belgiern nichts zu sehen.

Don’t go full risk!

Weise Worte von Johan, unserem Guide. Denn auf dem Rückweg von Valldemossa wurde es sehr schnell und gefährlich. Es waren viele Gruppen unterwegs und wir sind mit 70-80km/h ins Tal gedonnert. Viel nachdenken darf man da nicht, sonst fängt man an zu heulen oder fährt ungebremst in den Gegenverkehr. In jedem Fall ist es richtig anstrengend, weil der Flow, die hohe Konzentration und die extreme Körperhaltung tierisch Körner kosten.
Ab Kilometer 90 kamen die Belgier aus der hinteren Reihe und haben tierisch Druck gemacht. Und dann ist etwas seltsames passiert: ALLE sind drauf angesprungen. Ich dachte, es wäre nur für ein paar Kilometer, aber dann ging es die ganze Zeit mit 40km/h auf der Geraden weiter. Ein Gebolze sondergleichen. Ich war auf 2 oder 3 und hatte große Mühe, die Lücken zu schließen. Dann kam auch schon das Gemecker von hinten. Und ich war kurz davor zurückzubrüllen, dass mir mal jemand helfen soll. Oder wir einfach mal runter mit dem Tempo gehen. Nach dem Tag in der Speedgruppe war ich echt etwas angepisst von diesen Attacken. Worum ging es hier denn?

Nichtsdestotrotz hab ich nach drei Tagen schon eins gelernt: Auf der Geraden habe ich meine Probleme. Es fehlt mir der Druck und mit 110er-Frequenz allein werde ich in solchen Situationen nicht glücklich.

Irgendwie haben wir es jedenfalls nachhause geschafft und nach 135km hat mir Rudy der Belgier ein alkohoholfreies Weizen ausgegeben.
Sven, the Germans pay everything in the EU. So this beer is from the Belgians.
Danke! 🙂

Tag 1 – Muro, Can Picafort und zurück

175km Speed oder Ein ganz normaler Tag mit den PROs

Eins gleich vorweg: Ich habe es zurück ins Hotel geschafft. In einer Stunde ist Massage, alles gut – wieder!

Ich wollte mich ja eigentlich defensiv einordnen, zumindest am ersten Tag. Als ich heute morgen die Fahrer der Tourgruppe gesehen habe, bin ich dann doch bei der Speedgruppe stehengeblieben. Ein Fehler?
130 moderate Kilometer im 30er Schnitt quer über die Insel standen auf dem Plan. Das sollte zu schaffen sein. Unser Guide, ein Profifahrer aus den Niederlanden (Mitte 20), hat das nicht ganz so genau genommen. 175km mit knapp 34er Schnitt. Halloooo? (Hätte ich so eine Marathongruppe trainiert, wären mir die Läufer an die Gurgel gegangen.)
Dem Rest der achtköpfigen Gruppe (Niederländer und Belgier) schien die kleine Planänderung auch nicht so wichtig. Es ging von Anfang auf dicker Scheibe los und nur Vollgas.

Auf Mallorca gibt es kaum Ampeln. Die meisten größeren Kreuzungen sind mit Kreiseln gelöst. Das hat zur Folge, dass man fast überall durchkacheln kann. Erholungsphasen sind selten. Wir sind in Zweierreihen gefahren und haben dann durchgekreiselt. Wobei 4 Mann aus der Gruppe nicht so richtig nach vorne wollten. Das ist ärgerlich, wenn nur einige wenige die Drecksarbeit machen müssen.

Um und bei KM130 haben die Jungs mich dann kaputtgespielt. Da sind wir 5km mit einem 43,9er Schnitt gefahren. Irgendwann gab es eine Lücke im Feld, die ich nicht mehr zufahren konnte. Was erst 3 Meter sind, werden schnell 10, 15 Meter und dann isses vorbei. Der Train fuhr ohne mich weiter. Da ich der einzige Deutsche war, hatte ich einen Moment lang das Gefühl, der Angriff sei abgesprochen. Anyway…

Mit viel Mühe hab ich die Jungs an der nächsten Abzweigung eingeholt und mich dann weiter gequält. Auf die Frage „How far to Palma?“ bekam ich die kurze Antwort „Just about an hour“. Schluck.

Man muss seine Grenzen kennen, um sie überschreiten zu können.

Da ist was dran. Und jetzt bin ich natürlich auch stolz wie Bolle, dass ich das gepackt hab. Aber believe me: Morgen fahre ich in der anderen Gruppe. Naja, mal sehen… 😉

Beyond Tellerrand

Ausfahrt ins Herzogtum Lauenburg

geesthacht

Freitags wird nicht gearbeitet. Hatte ich mal gesagt. Heute morgen hat es aber aus Eimern gegossen, also hab ich bis zum Mittag ein bisschen klarschiff in meinen Projekten gemacht. Punkt zwölf riss der Himmel auf und ich stand abfahrbereit vor der Tür.

Die letzten zehn Einheiten hab ich mehr oder minder auf derselben Strecke gemacht. Heute wollte ich mal einen südöstlichen Kurs Richtung Lauenburg einschlagen.

Also hieß es mal wieder raus aus der Stadt. Zuerst über Winterhude und Berliner Tor Richtung Elbbrücken. Hier ist leider viel stop-and-go. Dann noch durch den Entenwerder Park schließlich auf den Kaltehofer Hauptdeich. Ich hab lange nach einem stressfreien Weg gesucht und mich zig mal verfahren, aber mit dieser Route kann ich leben und nach 15km gibt es keine Ampeln mehr.
Nachdem ich bei der Tatenberger Schleuse um die Kurve Richtung Vier- und Marschlande bin, hat es mich allerdings fast vom Rad gefegt. Und dann erinnerte ich mich an die Ausrufezeichen in der Wetter-App. Unwetterwarnung und Sturmböen bis zu 75km/h. Mit Wind kann ich grundsätzlich leben, aber das war echt Nummer größer. Es ist dann auch nochmal was anderes auf einem Renner mit 8 Bar und Aero-Laufrädern zu sitzen. Der Wind packt dich von der Seite, drückt dich in den Gegenverkehr oder wirft dich gnadenlos um. Hat er aber nicht, denn nach ca. 800 Metern bin ich um die Kurve nach Osten. Ab dem Zeitpunkt hatte ich den Wind genau im Rücken, also volle Schubrakete. Es war schon ziemlich geil, mit 40 Klamotten elbaufwärts nach Geesthacht zu knüppeln- wohl wissend, dass sich der Nachhauseweg alles andere als lustig gestalten würde. So sollte es denn auch sein. Als ich nach genau 60 Kilometern das Rad wendete, war der Spaß vorbei. Mit einen Schnitt zwischen 21 und 26km/h hab ich mich zurück nach Hamburg gequält. Beine und Puls waren ok, aber es war schon ziemlich heftig.

Trotzdem: Die Strecke war super idyllisch und sehr ruhig. Das werde ich im Sommer wiederholen. Vielleicht ist Christian dann auch dabei.

Und ab geht die Post!

Perfektes Schwellentraining

Sonntag. Blauer Himmel, das Quecksilber zeigt 14 Grad. Die Familie ist beschäftigt. Da muss ich nicht überlegen: It’s time for biking.
Es war zwar noch kein Kurze-Sachen-Wetter, aber auch die zwei Schichten weniger machen sich schon bemerkbar. Die erste halbe Stunde aus der Stadt raus bedeutet immer erstmal ruhig und locker bleiben. Aber gleich hinter dem Ortsschild habe ich angefangen, konsequent meine 110-112 Umdrehungen zu fahren. Genau der Bereich, wo es bei mir noch einigermaßen sauber aussieht.

Mir wurden in der Jugend hohe (!) Trittfrequenzen indoktriniert und bis heute bin ich tief überzeugt (!) von deren Nutzen. Wie Lance Armstrong „gehämmert“ hat, muss ich nicht erwähnen. Fast immer, wenn mir andere Fahrer – besonders Triathleten – begegnen, muss ich mich über die gefahrenen Übersetzungen und die eben nicht hohen Frequenzen wundern. Da liegt dann vorne fast immer der dicke Kuchen auf, der Fahrer hängt im Untergriff auf seinem 6-Kilo-Bike und es wird gedrückt, bis die Kniescheibe rausspringt. Sobald die erste Steigung kommt, kommt mit Sicherheit auch der Einbruch, weil durch die dicke Übersetzung jegliche Geschmeidigkeit und Dynamik fehlen. Und um die Beine noch saurer zu fahren, wird dann der Wiegetritt eingeläutet. Cui bono?

Und jetzt kommt der eigentliche Clou. Wenn man die hohen Frequenzen sauber und lange fahren kann und dann (erst dann) dickere Gänge auflegt: dann bekommt man richtig Speed. Ich hätte nicht gedacht, dass es heute schon so gut läuft. Hab immer wieder kleinere Temposteigerungen eingebaut und konnte leicht einen 30er Schnitt fahren. Essen musste ich gar nix. Es lief wirklich sehr gut. Aus den geplanten 50km sind dann zwar 85km geworden, aber darüber beschwer ich mich bestimmt nicht. 🙂