Königsetappe – Puig Major, Coll de Sóller

Fightclub oder die Stunde des Van de Svenssons

Nicht ganz pünktlich um 09:35 ging es heute in den langen Tag. Um die Teamstärke zu vergrößern, wurden beide Berggruppen zusammengelegt. Zwei Guides, 12 Fahrer und eine Fahrerin. Super… Die Speedgruppe von Montag war also re-united.

The first 60km we go flat. Nee, is klar. Mit diesen Leuten hieß das in jedem Fall fettes Geballere auf der Geraden. Die ersten 20km war es auch echt schnell. Wim, ein Guide und ich waren wieder vorne. Dann sind wir „freundlich“ rausgegangen, damit mal jemand anderes nach vorne kommt. Fehlanzeige. Alter Schwede, was war das denn? Hatten alle Schiss vor den 2.500 Höhenmetern? So ging es dann mit einem unsteten Geeiere weiter bis Mancor.

Dann wurde es lustig: Zuerst haben wir eine deutlich gekennzeichnete Straßensperre überfahren, ein paar hundert Meter weiter kamen nochmal orange-weiße Hütchen. Hmm… Alle semmelten fröhlich weiter. Doch dann hinter der Kurve: FULL STOP!

Vor uns wurde gerade die komplette Nebenstraße neu geteert. Und der verschwitzte Señor auf der Dampfwalze war not really amused, als wir uns am Rand langschlängeln wollten. Also Kommando zurück.

Kurze Zeit später waren die 60km um und es ging endlich in die Berge. Die Steigung lag konsequent zwischen 5 und 8 Prozent. Also fahrbar. Aber was war hier los? Radfahrer ohne Ende. Alles, was zwei Beine hatte, wollte hier hoch. Eine Zeit lang bin ich mit ein paar Jungs von der University of Birmingham gefahren. Funny guys. Von unserer Gruppe war ich als Dritter oben bei der Tankstelle. Jep! Kurze Blasepause, dann ging es erst wieder rasant runter und dann zornig hoch. Und da habe ich zum ersten mal den belgisch-niederländisch Zirkel gesprengt. Hier wurden dicke Gänge getreten und aus dem Sattel gegangen. Da musste man kein Sportmediziner sein, um zu sehen, dass das nicht lange gut gehen kann. Ich bin sitzengeblieben und entspannt vorbei. Tough guys! 🙂
Oben mussten wir zum ersten mal richtig lange warten, bis alle da waren. Das war sehr erfreulich, es gab also die ersten Verluste. Wenn man Nachzügler ist, gestaltet sich das mitunter grausam. Wenn derjenige dann endlich ankommt, wartet die Gruppe teilweise schon länger und will weiter. D.h. kaum sind alle wieder zusammen, klicken schon die ersten Pedale. Erholung gleich Null.

Mir war das ausnahmsweise egal. Ich fühlte mich top und freute mich auf die nun folgende Hammerabfahrt. 14km ging es in großzügig geschnittenen Serpentinen runter nach Port de Sóller. Bei dieser sensationellen Aussicht und mit so einer wahnsinnigen Geschwindigkeit bekommt man das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

Genau das sind die Momente, da weiß ich, wieso ich diesen geilen Sport betreibe.

Etwas leid getan haben mir die Autofahrer. Man muss es einfach so sagen, sie hatten keine Chance. Die meisten, die mit frisch poliertem Mietwagen unterwegs waren, dachten wahrscheinlich nur an ihre 850 Euro Selbstbeteiligung.
Uns war das völlig Latte. Vielleicht haben wir mal kurz hinter der Stoßstange auf 60km/h abgebremst, aber dann ging es auch sofort links vorbei.

Nach der Kaffeepause in der pittoresken Hafenbucht, blieben noch 7 gemeine Kilometer bis zum Coll de Sóller. Wim, Peter und ich sind die 28 Kurven einigermaßen flott hochgeflogen und das war’s dann- zumindest bergtechnisch.

Blieben noch 30km bis Arenal. Bergab und auf der Geraden ging das Tempo wieder hoch und zwischenzeitig hatte es schon fast etwas von Radfahren. Da wurde dann mal richtig schön Formation gefahren. Leider hatte ich irgendwann einen Lutscher am Hinterrad. Nach vorne in den Wind wollte er nicht, aber mir am Bein zu hängen, das war ok? Also hab ich Druck gemacht und dieses mal hab ich sofort jede Lücke geschlossen. Wichtig ist, dass man dabei so entspannt wie möglich wirkt. Irgendwann musste er dann abreißen lassen. Schade.

Tja, und dann denkst du, kaum ein paar Tage unter Mutanten und schon bist du selber einer. Ab heute fahre ich nur noch FAST TRAIN. 🙂

Es grüßt
Van de Svensson

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